Überfahrt nach La Palma
Die Überfahrt nach La Palma verlief flott, der Wind kam schräg von achtern und ich hatte volle Segel draußen. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 6 Knoten düste GITANA auf die kleine Insel zu. Ich hatte die Angel draußen, allerdings mit dem Köder, mit dem ich bisher noch nichts gefangen habe. Den hänge ich raus, wenn ich eigentlich gar nicht in der Stimmung bin, einen Fisch ins Boot zu holen, aber trotzdem wissen möchte, ob er vielleicht doch auch funktioniert. Ich machte mir Gedanken, wo wohl all die Delfine sind. Seit Juni habe ich nur einmal welche in der Ferne gesehen, letztes Jahr waren sie bei fast jeder Überfahrt um das Boot herum. Ich war etwas traurig darüber und ließ meinen Blick über die Weite des Meeres schweifen, als plötzlich etwas Großes meine Aufmerksamkeit erregte: ein Wal!! Langsam glitt er durch die Atlantikwellen, ich konnte nur seinen Rücken erkennen und seinen Blas. Ich hatte die Angelschnur noch draußen und bekam plötzlich Angst, dass er sich darin verfangen könnte. Schnell holte ich die Leine ein, die sich dabei verhedderte und ich darüber den Wal aus den Augen verlor.
Santa Cruz de La Palma
Der Hafen von Santa Cruz de La Palma liegt direkt in der Stadt. Santa Cruz ist ein sehr hübsches Städtchen mit einer langen Fußgängerzone und malerischen, alten Häusern. Viele der typisch kanarischen Holzbalkone werden und wurden restauriert.
Inselerkundung
Ich mietete mir für drei Tage ein Auto und unternahm verschiedene Wanderungen. La Palma hat für jeden etwas zu bieten: grüne, dschungelartige Wälder mit kleinen Bächen, Pinienwälder, wunderschöne Wasserfälle und Flussläufe, die sich durch die Felsen schlängeln. Und natürlich Vulkanlandschaften. Der Kontrast der grünen Pinienwälder inmitten der schwarzen Lava-Asche fasziniert mich immer wieder.
Ein Abend unterm Sternenhimmel
Einen Abend verbrachte ich bei Jochen in Puntagorda. Er ist Astro-Fotograf und besitzt mehrere Teleskope. Auf La Palma gibt es ein weltweit einzigartiges Lichtschutzgesetz, welches die Benutzung von hellen Lichtern auf der Insel regelt. Dadurch hat man hier einen ganz klaren Blick auf den Sternenhimmel, wie man ihn sonst wohl nur draußen auf dem Meer hat. Nach einem tollen Sonnenuntergang erklärte Jochen uns die Sterne und Galaxien am Nachthimmel, ich habe sehr viel Neues und Interessantes gelernt.
Wat mutt dat mutt
Im Hafen von La Palma lagen auch Stine und Christoph. Wir kennen uns aus Hamburg, haben 2020 im Winterlager nebeneinander gelegen und an unseren Booten gearbeitet. Dabei haben wir festgestellt, dass wir alle 2023 von Hamburg aus in den Süden aufbrechen wollten.
Die beiden haben gerade einen kleinen Kater adoptiert, am Tag nach meiner Ankunft. Den kleinen Kerl habe ich mir natürlich sofort angeschaut und ihn erstmal mit den nötigen Medikamenten versorgt, Entwurmung und Flohmittel. Naja und watt mutt dat mutt – ein paar Tage später landete er auch gleich auf meinem OP-Tisch 😉
Nach neun Tagen verließ ich La Palma und nutzte den einen Tag mit weniger Wind, um die 45 Seemeilen nach La Gomera zu segeln. Man muss auf den Kanaren sehr auf die „Düse“ achten. Der Wind kommt nicht über die hohen Inseln hinweg. Stattdessen weht er gebündelt zwischen ihnen hindurch und ist dementsprechend stark-die Windböen überschreiten dabei häufig den von den Windvorhersagen angegebenen Wert. Böen von 40 Knoten sind keine Seltenheit. Ich hatte Glück an diesem Tag, nur kurz vor La Gomera briste es nochmal heftig auf, bevor ich kurz danach hinter der Abdeckung war.
La Gomera
Der Anker fiel in Valle Gran Rey vor einer imposanten Felswand. Mit dem Dinghy kam ich im Fischerhafen an Land. Meine erste Wanderung führte mich ein kleines Flussbett hinauf bis zu einem hübschen Wasserfall. Auf der Strecke war es angenehm kühl im Gegensatz zu der draußen herrschenden, bruttigen Hitze von über 30°C. Auf dem Weg zum großen Wasserfall gab es mehrere kleine. Das Becken des einen sah so einladend aus in der Hitze, dass ich nicht widerstehen konnte und hier eine kleine Abkühlung nahm. Die Klamotten trockneten auf dem Rückweg am Körper.
Nach drei Nächten fuhr ich unter Motor nach San Sebastian in die Marina. Die Ankerplätze im Süden Gomeras sind erstaunlich rollig, da ein mal stärkerer und mal schwächerer Südschwell in die Buchten rollt. Ich war daher froh, nach ein paar Nächten ohne viel Schlaf endlich wieder durchschlafen zu können. Und zu meiner Freude traf ich im Hafen Christine und Thomas von der NOE, wir hatten uns in Las Palmas kennengelernt.
Auch La Gomera erkundete ich noch zwei Tage mit dem Mietwagen. Es ging in den Nationalpark Garajonay, wo man durch märchenhaft anmutende Wälder wandern kann. Doch auch die höchsten Berge der Insel wollten erklommen werden, zunächst der Tafelberg (der sog. Fortalezza) und von dort weiter zum Alto de Garajonay, dem höchsten Berg der Insel.
Am letzten Abend kam meine Freundin und Kollegin Lisa mit der Fähre von Teneriffa rüber, wo sie gerade als Freiwillige in einem Tierheim arbeitet. Wir verbrachten einen schönen Abend bei Tapas und Wein und werden uns im November auf Sal zur Kastrationskampagne (und hoffentlich ein paar Segeltagen) wiedersehen.
Nachdem ich vormittags noch 200l Diesel in Kanistern an Bord geholt hatte (an der Straßentankstelle war es 20 Cent günstiger pro Liter als an der Bootstankstelle) nahm ich erneut Kurs auf Valle Gran Rey für eine letzte Nacht vor Anker. Am nächsten Morgen sollte es nach El Hierro gehen, dafür musste ich voll durch die „Düse“ durch.
Auf zur letzten Kanaren-Etappe
Vorausgesagt waren bis 30 Knoten Wind, ich wusste aber, dass es auch mehr sein konnte und war dementsprechend etwas nervös. Die erste Stunde musste ich tatsächlich mit Motor fahren, bis ich überhaupt aus der Abdeckung der Insel raus war. Dann setzte ich die Fock, zum Glück kam der Wind achterlich. Es war eine erstaunlich gute Überfahrt, ich hatte mir zu viele Sorgen gemacht. Der Wind hielt sich zwischen 20 und 25 Knoten und wir kamen schnell voran. Nur eine Meile vor der Hafeneinfahrt kamen die Böen mit über 30 Knoten vom Berg herunter. So schnell es ging rollte ich die Fock ein, bis nur noch ein kleiner Zipfel draußen war und startete den Motor. Im Hafen war es deutlich ruhiger, doch ich war sehr erleichtert, als GITANA fest vertäut am Steg lag. Dies ist nun die letzte Insel, die letzten Tage in Europa, bevor es in ein paar Tagen auf die nächste, große Etappe geht: nach Afrika, auf die Kapverden.
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