Wie alles begann-eine Segelreise von Valencia nach Hamburg

Im Sommer 2020, auf den Tag genau vor drei Jahren, schaffte ich es endlich, nach Valencia zu meinem Boot zu fliegen. Bis die Corona-Einschränkungen gelockert wurden und ich lossegeln durfte, war GITANA startklar. Meine kleine Hündin „Emmy“ war auch mit an Bord, was eine große psychologische Unterstützung war. Man fühlt sich nicht ganz so “Einhand”, weil man ja auch noch vier Pfoten dabei hat. Die physikalische Unterstützung ließ allerdings etwas zu wünschen übrig… Wir fuhren zunächst in Tagesetappen und unter Motor die spanische Küste entlang. Später kamen kurze Segeletappen hinzu, denn viel Wind war wenig. Auch das erste Einhand-Anlegemanöver an der Tankstelle klappte, ansonsten waren wir immer vor Anker in einer der wunderschönen Buchten der spanischen Südküste.  

Ankerbucht von Moraira
GITANA vor “The Rock” in Gibraltar

Weiter ging es durch die Straße von Gibraltar und nach Portugal. Hier traf ich mich mit der Crew der HIPPOPOTAMUS und zusammen verbrachten wir tolle zwei Wochen Urlaub in den Flüssen und Lagunen der Algarve. In Faro holte ich GITANA kurz aus dem Wasser, denn auf dem Trockenen war sie seit vier Jahren nicht mehr. Dementsprechend flauschig sah ihr Rumpf aus. Auch nutzte ich die Gelegenheit, ihr schon mal ihr neues Logo auf den Bug zu kleben.

Fast täglich kam Besuch vorbei
Emmy döst in der Sonne
GITANAS neues Logo
Sonnenuntergang an der Culatra

Weiter ging es an der Küste Portugals entlang bis nach Cascais, wo meine Freundin Evi als Crew an Bord kam, um mit mir über die Biskaya zu segeln. Die ersten zwei Tage auf der Biskaya schob uns der Wind unter Schmetterlingsbeseglung mit 7 Knoten nach Norden. Sogar ein Wal kam uns besuchen. Ich hörte zunächst nur den Blas, als sich plötzlich, wie in Zeitlupe, an unserer Steuerbordseite ein großer, grauer Rücken aus dem Wasser hob. Der Rücken war in etwa so lang wie das Boot. Adrenalin schoss mir durch den Körper, zumal wir kurz zuvor von dem ersten Orca-Angriff auf ein Segelboot gehört haben. Was will er? Will er uns umschubsen? Dass dies kein Orca war, war uns natürlich bewusst – aber man kann ja nie wissen… Mit zitternden Händen griff ich zu meinem Handy, um ein Foto zu machen. Als ich die Kamera angeschaltet hatte, war der Wal schon wieder gemächlich abgetaucht und ward nicht mehr gesehen. Ungläubig schauten Evi und ich uns an, war das gerade wirklich passiert?

Willkommen an Bord, Evi
Halbe Biskaya geschafft

Über die letzten 30 Stunden der Biskaya-Überquerung wollen wir nicht mehr sprechen. Das Tief, das eigentlich weiter westlich vorbeiziehen sollte, hat sich in den zwei Tagen doch um einiges weiter in die Biskaya hinein verlagert. Es war stürmisch und anstrengend und unangenehm, doch GITANA vermittelte mir eine absolute Sicherheit und brachte uns endlich in den sicheren Hafen von Camaret-sur-Mer. Dort wetterten wir das Tief ab und genossen das Leben mit Miesmuscheln, Croissants und Pain au Chocolat – was man eben so macht in Frankreich…

Kulinarische Köstlichkeiten der Bretagne

Auf dem Weg durch den Ärmelkanal hätten wir gern auf Guernsey gestoppt, doch einen Tag vorher erfuhren wir von unserem Nachbarn, dass wir dort in Corona-Quarantäne müssten. Damit hatte sich das Thema erledigt und die Fahrt ging weiter bis nach Boulogne-sur-Mer, wo Jan als zusätzliches Crewmitglied an Bord kam. Ich war dankbar, für die vielbefahrene Strecke in Richtung Holland noch einen erfahrenen Segler an Bord zu haben.

Evi, Jan und…
…die Capitana

In Enkhuizen legten wir gezwungenermaßen eine Pause ein, denn eine neue Kühlwasserpumpe musste her. Kurz nachdem wir von der Nordsee in die niederländischen Kanäle eingebogen waren, meldete sich der Überhitzungsalarm des Motors-just in dem Moment als vier Zollbeamte an Bord kamen und die GITANA gern nach illegalen Flüchtlingen durchsuchen wollten. Das war viel Action zur selben Zeit. Die Bilge war gefüllt mit Kühlwasser des inneren Kreislaufs. An dieser Stelle gilt mein besonderer Dank Thorsten, der nicht nur Jan mit dem Auto nach Boulogne-sur-Mer gefahren hatte (es waren immer noch Corona-Zeiten), sondern der auch die neue Kühlwasserpumpe organisiert und nach Enkhuizen gebracht hat.

Der Zoll an Bord
Danke, Jungs!

Nach der Reparatur ging es weiter durch die Stehende Mastroute bis Groningen, wo Jan von Bord gehen musste, um sich wieder der Arbeit zu widmen. Evi war kurz vorher in Amsterdam von Bord gegangen. So lag der Rest der Strecke vor mir, wie ich die Tour begonnen hatte: Einhand. Ich verbrachte noch einen wunderschönen Tag auf Borkum, bevor ich zu meiner letzten Nachtfahrt nach Cuxhaven aufbrach, wo ich am nächsten Mittag etwas gerädert, aber überglücklich eintraf.

Holland-Idylle
Bestes Fischbrötchen der Welt

Zusammen mit meiner Mutter, die mit dem Zug nach Cuxhaven gefahren war, genoss ich einen tollen Tag und wir verspiesen das leckerste Matjesbrötchen, das wir je gegessen hatten – da waren wir uns einig. Über Glückstadt ging es am nächsten Tag nach Wedel, nach drei Monaten hatte die Heimat mich wieder.

Die Elbe rauf
Zurück in der Heimat


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