Nun hat sich wieder so viel angesammelt in den letzten zwei Monaten und erst jetzt habe ich die Zeit, alles zu Papier zu bringen.
Bevor unsere Kastrationskampagne losging, genoss ich noch etwas das Leben in Santa Maria mit Freunden.
Kastrationskampagne auf Sal
Eine gute Woche nach meiner Ankunft auf Sal startete dann unsere zweiwöchige Kastrationskampagne. Die ersten Tage operierten wir im Norden der Insel, in den sogenannten Barracas von Terra Boa, einem Armenviertel. Aus Deutschland reisten meine Kolleginnen Sarah und Tanja zur Unterstützung an. Der Andrang war groß, doch man merkt auch die Erfolge, die durch unsere vielen vorangegangenen Kampagnen erzielt wurden. Es sind inzwischen weniger Hunde, die zur Kastration gebracht werden. Dafür hat die Zahl der Katzen unheimlich zugenommen. Die Hunde in den Straßen der Insel sehen insgesamt wohlgenährt aus und man sieht nur noch wenige, von Räude oder anderen Krankheiten gezeichnete Tiere. Je weniger Hunde in den Straßen sind, desto besser sind die Überlebenschancen der Katzen. Und: viele der Menschen halten sich inzwischen lieber eine Katze als einen Hund.
Nach Terra Boa folgten einige Tage in der Hauptstadt Espargos, in der kleinen Hafenstadt Palmeira und in Santa Maria-dem Haupturlaubsort der Insel. Am Ende der zwei Wochen konnten wir fast 600 Operationen verzeichnen, so viele wie lange nicht mehr. Das lag zum einen an der hohen Anzahl von Katzen (fast 400) und zum anderen an der guten Organisation unseres Partnervereins OSPA, der auf Sal ein Tierheim betreibt. Die Räume, in denen wir operierten, waren diesmal alle zentral gelegen und gut zu Fuß erreichbar. Man muss dazu wissen, dass die Kapverdianer nicht gerne weite Strecken zu Fuß zurücklegen 😉
Einen Extratag hängten wir noch in der darauffolgenden Woche an. Im RIU-Hotel hatten sich auch einige Katzen angesammelt, wir verbrachten also den ganzen Tag im Hotel, fingen die Katzen ein und konnten sie direkt vor Ort in einem uns zur Verfügung gestellten Raum kastrieren. Zwischendrin durften wir uns am leckeren Buffet bedienen und in der Mittagshitze, als alle Katzen Siesta hielten, bin ich zur Abkühlung auch mal in den Pool gesprungen.
Boavista
Um selbst auch mal etwas Urlaub zu machen (auf Sal ruft ja ständig jemand mit einem Notfall an), segelte ich im Anschluss an die Kampagne nach Boavista, der Nachbarinsel von Sal. Es kündigte sich bereits ein Tiefdruckgebiet an, welches in der Regel mit starkem Südwind einhergeht, doch die Bucht von Sal Rei ist recht gut geschützt. Leider war keine Muringboje mehr frei und so ankerte ich hinter den anderen Booten im Hafen.
Ab morgens um 5h saß ich im Cockpit und hielt ob des angekündigten Starkwindes Ankerwache. Im Laufe des Vormittags nahm der Wind denn auch immer mehr zu und irgendwann fegten mir Böen bis zu 40 Knoten (ca. 80km/h) um die Ohren, teils mit starken Regenfällen. Der Anker hielt relativ gut und doch merkte ich, wie ich im Laufe des Tages durch die ruppige Welle langsam aber sicher der Hafenmole immer näherkam.
Einhand umankern bei dem Wind und auf dem engen Raum ist unmöglich, denn bis ich vorne am Anker wäre, hätte der Wind das Boot schon etliche Meter mitgenommen. So war ich sehr dankbar, dass Antonio von der NO LIMIT und Zelito (der „Hafenmeister“) zu mir rüberkamen und ich mit deren Hilfe die GITANA an einen sichereren Platz umankern konnte. Eine andere Yacht driftete mitsamt ihrer Muringboje durchs Ankerfeld, sie war zu kurz angebunden und hatte durch die Wellen den Muringblock angehoben. Zum Glück waren Helfer gleich zur Stelle und konnten die Yacht sichern. Am Abend war der Spuk dann endlich vorbei und wir konnten alle wieder entspannen.
Die nächsten Tage verbrachte ich teils im Cockpit der ROSY JANE von Brigitte und Hans aus Deutschland, ich fuhr mit dem Dingy zur kleinen Insel gegenüber von Sal Rei und ging schnorcheln. Leider war das Wasser durch den Sturm noch sehr trüb. Abends traf ich mich mit meiner Freundin Kai zum Essen und zum Quatschen, wir hatten uns lange nicht gesehen.
São Nicolau
Nach ein paar Tagen musste ich schon wieder die Heimreise nach Sal antreten, denn meine Mutter kam für zwei Wochen zu Besuch. Sie hatte ärgerlicherweise in Lissabon den Anschlussflug verpasst und kam daher erst 24 Stunden später. Aufgrund der Wetterlage und der Tatsache, dass wir nach São Nicolau rübersegeln wollten, erachtete ich es für das Beste, sofort nach ihrer Ankunft aufzubrechen, in diesem Fall um 1h45 nachts.
Es war eine wunderschöne Vollmondnacht und wir hatten eine tolle Überfahrt. Pünktlich zum Sonnenuntergang erreichten wir die Bucht von Baixo Rocha. Alleine hätte ich mich hier gar nicht hingetraut, denn auf der Seekarte finden sich für diese Bucht keine Tiefenangaben. Doch meine Freunde Susi und Lucas waren mit Chartergästen auf ihrem Katamaran MARGRET schon hier und so fiel unser Anker nur ein paar Meter entfernt von ihnen in den weißen Sand.
Vor São Nicolau kann es recht windig werden, denn die Insel besteht aus hohen Bergen, von denen die Fallwinde in die Buchten runterdonnern. Trotzdem genossen wir die Tage hier, ich ging schnorcheln und probierte endlich mal meine GoPro Kamera aus, wir machten von Tarrafal aus eine kleine Inseltour und bestaunten das satte Grün der Insel. Auf São Nicolau wird sehr viel Obst und Gemüse angebaut und trotzdem ist die Insel gerade jetzt nach den heftigen Regenfällen besonders grün. Ein toller Anblick, wenn man sonst nur die Wüste von Sal gewohnt ist.
Den letzten Tag verbrachten wir noch einmal in der schönen Ankerbucht. Die Nacht war extrem windig, doch der Anker hielt – zunächst. Am folgenden Vormittag bemerkte ich plötzlich, wie das Boot abdriftete, zum Glück ist das nicht nachts passiert. Ich entfernte die Ankerkralle, damit Mama den Anker hochholen konnte und lief, etwas zu schnell, zurück ins Cockpit. Dabei stolperte ich, konnte mich gerade noch am Steuerrad festhalten, zog mir dabei aber zwei ordentliche blaue Flecken an den Beinen zu. Gut, dass Mama das in dem Moment nicht mitbekommen hat 😀
Zurück nach Sal
Die Tour zurück nach Sal am folgenen Tag gestaltete sich besonders am Anfang recht ruppig, um das Südkap der Insel gibt es Winde, Wellen und Strömungen aus allen Richtungen und in allen Windstärken, in diesem Fall war von Flaute bis knapp 30 Knoten alles dabei und wir wurden ordentlich durchgeruckelt. Doch in einiger Entfernung von der Insel wurde der Wind konstanter, die Wellen ebenso und wir hatten den Rest der Strecke einen angenehmen Am-Wind-Kurs bei leichtem Wind und wenig Welle. Bei Sonnenaufgang erreichten wir Sal.
Da die Wellen im Sturm neulich die Pier in Santa Maria weggerissen hatten, gibt es dort nun keinen Platz mehr zum Anlanden. Wir brachten das Boot also bald wieder nach Palmeira in den Hafen, mit einem Zwischenstop in der Bucht von Monte Leão. Die Bucht ist zwar schön, doch innerhalb kürzester Zeit hatten wir eine Fliegeninvasion sondergleichen an Bord, der mit Fliegenklatsche und Spray kaum Herr zu werden war-der Grund, warum wir hier nicht über Nacht bleiben wollten.
Die letzten Abende verbrachten wir in guten Restaurants in Palmeira, in denen es leckeres Seafood gab, unter anderem an Papas Todestag, der sich nun mittlerweile zum siebten Mal jährte. So gerne hätte ich ihm all das hier auch gezeigt und ich wünschte mir, dass er die GITANA noch kennengelernt hätte. Auf das Seafood hätte er mit Sicherheit verzichtet, doch zu dem leckeren Fogo-Wein hätte er bestimmt nicht nein gesagt.
Aber ich bin dankbar, Mama, dass du das alles noch so mitmachen kannst und dass du mich bei allem unterstützt – es war ein sehr schöner Urlaub mit dir!
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