Tschüss Porto Santo
Das Abschiedsfeuerwerk auf Porto Santo war wohl das beeindruckendste, das ich je gesehen habe. Es lag vielleicht auch daran, dass wir direkt darunter standen und die zum Feuerwerk passende Musik uns von allen Seiten beschallte. Ein sehr schöner Abschluss meiner Zeit auf Porto Santo, wie ich finde.
Moin Madeira
Einen Tag vor meiner Abreise kam Yvonne zu mir an Bord. Sie ist Hitchhikerin und segelt seit einigen Monaten auf verschiedenen Booten mit, sie möchte auch gerne den Atlantik überqueren. Wir hatten uns im Winter schon kurz auf Gran Canaria kennengelernt, hatten aber bisher noch keine Zeit gefunden, miteinander zu segeln. Yvonne kam abends mit der Fähre von Madeira rüber, um am nächsten Tag mit mir nach Madeira zurückzusegeln.
Madeira ist so schön, wie ich mir das immer vorgestellt hatte und ich bin froh, dass ich im Herbst keine Zeit hatte, dort zu stoppen, denn die Zeit wäre viel zu kurz gewesen. Fast jeden Tag machten wir Wanderungen durch die grüne Landschaft und entlang diverser Levadas – die Wasserkanäle führen auf über 1400km über die Insel. Der Höhepunkt war wohl der PR1, dieser Wanderweg führt vom dritthöchsten Berg Madeiras auf den höchsten und wieder zurück. Anstrengend? Ja! Und ich würde ihn jederzeit wieder laufen, weil die Aussichten so unheimlich schön waren!
Die Ilhas Selvagens
Nach knapp zwei Wochen fuhr Yvonne zurück nach Porto Santo und ich bereitete mich auf meine Rückfahrt auf die Kanaren vor. Mittig zwischen Madeira und den Kanaren liegen die Ilhas Selvagens, zwei kleine Inseln, die Naturschutzgebiet sind und für die man sich vorher eine Genehmigung einholen muss, wenn man hier stoppen möchte. Abends lichtete ich den Anker, hisste Groß und Fock und nahm Kurs auf dieses einzigartige Vogelschutzgebiet. Am Morgen des zweiten Tages fiel der Anker vor der Selvagem Grande.
Es ging recht wuselig zu dort, ein großes Militärschiff lag etwas entfernt vor Anker und ständig fuhren Schlauchboote, beladen mit Wasserkanistern, Verpflegung und sonstigem Equipment zur Insel. Fröhlich johlten mir die Matrosen von ihren Booten zu und winkten – Einhandseglerinnen sehen sie hier wohl nicht so oft. Als es etwas ruhiger wurde, setzte ich am Nachmittag ebenfalls mit meinem Dinghy über. Grund des ganzen Trubels war der Crewwechsel. Jeweils drei Wochen bleibt ein Team aus fünf Leuten (zwei Ranger, zwei Leute der Policia Maritima und ein Techniker) auf der Insel, um nach dem Rechten zu schauen. Dann wird gewechselt. Der Ranger erklärte mir, dass er an diesem Tag leider keine Zeit hätte, mich über die Insel zu führen, da noch zu viel zu erledigen sei. Beispielsweise war er gerade dabei, einige Brote in einem Steinofen zu backen. Außerdem war der Generator kaputtgegangen und heute kam mit dem Militärschiff ein neuer, der noch aufgebaut werden müsse. Wenn ich aber am nächsten Vormittag noch hier sei, könne er mir die Insel zeigen.
Da der Wind für die nächsten Tage nicht mehr so stark sein sollte, wie ursprünglich vorhergesagt, entschied ich mich, noch einen Tag zu bleiben.
Ich bekam also am nächsten Tag eine private Inselführung. Auf der Insel brüten zigtausende Gelbschnabelsturmtaucher (Cory’s Shearwater) in kleinen Steinhöhlen. Die Vögel haben hier keine natürlichen Feinde und sind dementsprechend zutraulich. Über zwei Stunden wanderten wir über die kleine Insel und der Ranger erklärte mir all die Besonderheiten. An der Nordküste gibt es eine helle Fläche, die wie Sand aussieht, in Wirklichkeit aber aus kleinen Schnecken besteht, die nur hier auf dieser Insel vorkommen. Es gibt einen kleinen Leuchtturm mit einer Wetterstation und das Wasser stammt aus einer Entsalzungsanlage. Zusätzlich gibt es ein Regenwasserreservoir, das aber nur im Notfall benutzt wird.
Am Abend füllte sich der Himmel mit abertausenden von Seevögeln, deren unverwechselbare „Aua-Aua“ Rufe den Äther erfüllten und bis tief in die Nacht anhielten.
Zurück auf den Kanaren
Früh am nächsten Morgen lichtete ich den Anker und verließ dieses kleine Paradies in Richtung La Graciosa. Der Wind hatte zwar etwas nachgelassen, trotzdem begegnete ich draußen noch 20 Knoten, die sich in Böen regelmäßig auf 25 Knoten erhöhten. Schnell band ich ein Reff ins Großsegel und hatte damit zumindest etwas weniger Schräglage. Trotzdem ergoss sich regelmäßig die Gischt über GITANAS Cockpit und ich zog es vor, den Großteil der Zeit im Inneren des Schiffes zu verbringen. Der Vorteil: wir waren schnell! An viel Schlaf war allerdings nicht zu denken, zumal in der Nacht der Verkehr zunahm und ich drei großen Tankern bzw. Containerschiffen ausweichen musste. Zum Sonnenaufgang fiel der Anker in der Bucht von La Graciosa – und ich legte mich erst einmal ein paar Stunden schlafen.
Im Herbst war ich mit Eloise schon eine Nacht vor La Graciosa vor Anker, aber wir hatten keine Zeit, die Insel zu erkunden. Das war diesmal anders, ich unternahm eine große Wanderung über die Insel und ließ mich in einem kleinen Restaurant im Ort nieder, um bei Oktopus und Papas Arrugadas die Wiederankunft auf den Kanaren zu feiern.
Lanzarote
Bereits am nächsten Tag segelte ich die 25 Seemeilen nach Arrecife auf Lanzarote. Hier traf ich nach sechs Jahren meine Freundin Suzanna wieder, die damals auf Sal für die TUI gearbeitet und sich immer sehr im Tierschutz engagiert hat. Sie lebt seit einigen Jahren auf Lanzarote und zeigte mir ihre Insel.
Zwischen 1730 und 1736 gab es die berühmtesten Vulkanausbrüche hier, in sechs Jahren entstanden 32 neue Vulkankegel. Der letzte Ausbruch fand 1824 statt.
Faszinierende Lavalandschaften und immer wieder Skulpturen und Aussichtspunkte, die von dem berühmten Künstler Cesar Manrique gestaltet wurden. Ihm ist es zu verdanken, dass die Häuser alle weiß getüncht sind und dass kein Haus mehr als zwei Stockwerke hat.
Nachdem ich ein paar Tage vor den Papagayo-Stränden im Süden und auch vor der kleinen Vulkaninsel Isla de Lobos geankert hatte, ging es für GITANA ein paar Tage an Land. Durch die lange Zeit im Wasser in Las Palmas hatte sich Bewuchs gebildet, der uns verlangsamte. Bei 25 Grad Aussentemperatur und einem starken Wind mühte ich mich einen Tag lang ab, die neue Farbe aufzubringen. Unter diesen Konditionen trocknet das Antifouling so schnell, dass es sehr zähflüssig wird und sich nur ganz schwer streichen lässt. Doch am Ende des Tages war es vollbracht – und ich war fix und fertig. Der größte Nachteil am Einhandsegeln ist, dass man meist auch das gesamte Boot Einhand streichen muss…
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